Trilogie Teil 3/Abschluss
Zwei Tage später am Freitag, dem 17. August, hatte ich abweichend bereits morgens um 8:00 Uhr
meine 45. und zugleich letzte Bestrahlung, um durch den frühen Zeitpunkt die Wahrscheinlichkeit
eines Ausfalls durch einen technischen Defekt zu reduzieren, da wir am nächsten Tag nach
Deutschland zurückfliegen wollten. Schon auf dem Weg vom Parkplatz zum Protonencenter gab es
viele Hallos- Begrüßung und Abschied zugleich. Der Höhepunkt wurde bei Ankunft im Warteraum
erreicht mit Küsschen rechts und Küsschen links natürlich nur bei den Damen und ansonsten
Schulterklopfen und Händeschütteln bei den Herren, so dass ich schon aufgewühlt zwischen
Gefühlen von Wehmut Loma Linda zu verlassen und Glücksgefühlen, die Bestrahlungstherapie
ohne Komplikationen absolviert zu haben und der Rückkehr zur Familie, zu den Enkeltöchtern zum
letzten Mal in meinen Pod kletterte und dann erklingt Lullaby, und ich wusste, wie sehr dies meine
Frau berührte und bei all diesen Emotionen sind mir dann die Tränen gekommen.....
Nachmittags war dann großes Packen angesagt, und am anderen Morgen standen wir dann
pünktlich in unserer Hotelrezeption mit all unserem Gepäck bereit, um zum Flughafen gebracht zu
werden.
Rückblick
Für uns war es eine schöne Zeit, eine Zeit, die meine Frau und ich nicht missen möchten, und
meine Frau so kommentiert: Es war einer unserer schönsten gemeinsamen Abschnitte unbeschwert
und mit großartigen Erlebnissen und dies trotz des Anlasses.
Wir haben neue Freunde und Wertschätzungen gewonnen und eine bis dahin nicht gekannte und
für möglich gehaltene Freundlich- und Herzlichkeit kennen gelernt. Wir nehmen die Erkenntnis mit
nach Hause, dass es Menschen gibt, die Betreuung Kranker als Berufung ansehen und mit
Herzenswärme ausfüllen, und dass wir Loma Linda wegen seiner außergewöhnlichen Atmosphäre
wieder besuchen werden.
Wie geht es Dir/ Ihnen?
Dies war die Standardfrage, die ich nach meiner Rückkehr gestellt bekam. Der große Teil fragte aus
innerer Anteilnahme, aber manchmal merkte man dem Fragenden seine Überraschung an, mich
gesund aussehend wieder zu treffen, und man konnte seine Gedanken richtig erahnen, dass hätte
ich nicht gedacht den Knut/Krüger noch einmal „lebendig“ wieder zu sehen. In diesem Fall war
meine Antwort: „Mir geht es hervorragend“ und aufgrund der kritischen Blicke dann weiter „es ist
noch alles dran sogar noch die Prostata!“
Während der Protonentherapie hatte ich nach etwa einem Drittel der absolvierten Bestrahlungen
mit einem plötzlichen starken Harnandrang zu kämpfen, der dann auch kaum zu kontrollieren war.
Dies war besonders unangenehm auf unseren Wochenendfahrten, da es in Kalifornien keine
Raststätten oder WCs an den Autobahnen gibt. Meine Lösung war, wenn wir nicht gerade direkt
nach der Bestrahlung freitags abgefahren sind, zwei Stunden vorher nichts mehr zu trinken, um mit
einem Stopp mit Abfahrt von der Autobahn und Suche einer Tankstelle mit WC zurecht zu kommen.
Nachts musste ich dann 5 – 6x die Toilette aufsuchen, aber das hat mich nicht gestört, da ich kein
Problem habe, sofort weiter zu schlafen. Wir hatten ein Apartment mit zwei Schlafzimmern jeweils
mit Bad, so dass auch meine Frau nicht gestört wurde.
Der Arzt hatte mir zwar Tabletten verschrieben, die den Andrang reduzieren sollten, aber ich habe
diese nicht eingenommen auch unter dem Aspekt, dass ich noch durch die laufende DHB täglich
genügend „Gift“ einnehme.
Nun nach sieben Wochen in Bezug auf meine letzte Bestrahlung sind die Symptome, wie vom Arzt
vorausgesagt, verschwunden. Ich hatte auch schon unter der DHB mit einem stärkeren
Harnandrang zu tun, und der Stand jetzt ist besser als unter DHB, aber noch nicht ganz so gut, wie
vor der DHB. Auch hier ist noch zu berücksichtigen, dass ich zurzeit noch täglich 50 mg Casodex
nehme.
Am 17. August hatte ich meine letzte Bestrahlung und am 19. August habe ich nach knapp 13
Monaten meine DHB beendet. Bis Ende November nehme ich noch als unterstützende Maßnahme
zur Wirkung der Bestrahlung täglich eine 50 mg Casodex und danach ist dann die Therapie
beendet.
Am 17.9.07 war ich zur ersten Untersuchung bei meinem Urologen Dr. Fleischmann mit dem
Tastbefund, dass die Prostata weich und gleichmäßig ist und während der Untersuchung sagte Dr.
Fleischmann zu mir, es ist gerade so, als wenn sie noch nie etwas an der Prostata gehabt hätten.
Das Prostatavolumen ist 21 ml und war vor Therapiebeginn 50 ml.
Die Blutwerte sind PSA 0,01 und Testosteron 0,13.
Der niedrige PSA-Wert kommt von der DHB und wird nach Beendigung der Casodexeinnahme und
Normalisierung des Hormonspiegels ansteigen. Ich hoffe und wünsche mir, dass der PSA-Wert
nicht über 0,5 ansteigt und dass ich mich in ein bis zwei Jahren auch bei den Glücklichen und
Zufriedenen einreihen darf, die für sich die richtige Therapiewahl getroffen haben.
Wer bis hierher durchgehalten hat und immer noch an weiteren Informationen interessiert ist, findet
diese im Fotoalbum Südkalifornien, wie wir es erlebt haben.
Nachtrag
Ich hatte schon kurz ausgeführt, dass meine Privatkrankenkasse die
Kostenübernahme der Protonentherapie in Loma Linda abgelehnt hatte, und
dass ich daraufhin eine Anwältin, die mir empfohlen worden war, beauftragt
hatte, meine Interessen gegenüber der Krankenversicherung zu vertreten.
Den geforderten Vorschuss habe ich sofort überwiesen, aber die Anwältin
wurde nicht in meiner Angelegenheit tätig. Ich musste mehrfach mahnen
bevor das erste Schreiben mit sehr guten Begründungen- dies möchte ich
ausdrücklich erwähnen- für die Protonentherapie in meinem Fall an die KV
herausging. Das war es dann schon, und einige Wochen später musste ich
wieder anmahnen, auf die ablehnende Stellungnahme der KV zu antworten.
Es gab nur Ausflüchte wie in Urlaub, Brief ging bei der Post verloren usw.
Daraufhin kündigte ich der Anwältin das erteilte Vertretungsmandat und
übernahm die Angelegenheit wieder selber. Mit meinem nachfolgenden
Schreiben vom Mai dieses Jahres schaffte ich dann den Durchbruch
Sehr geehrte Damen und Herren,
Mit Datum vom 30.4.08 haben Sie mir die geprüfte Leistungsabrechnung für das
Jahr 2007 zugeschickt und mit Verweis auf Ihr Schreiben vom13.8.07 die
Übernahme meiner Protonentherapie abgelehnt. Ich finde diese Entscheidung
nicht zeitgemäß, da Sie sicherlich informiert sind, dass das Protonencenter
Heidelberg fertig gestellt ist und mit der Patientenbehandlung beginnt. Auch die
Tageszeitungen in unserem Raum berichten, dass bereits einige Krankenkassen
mit dem Heidelberger Protonencenter Behandlungsverträge abgeschlossen
haben. Die zuständigen Professoren halten in unseren Prostatakrebs-
Selbsthilfegruppen Vorträge und werben für die Überlegenheit der
Protonentherapie. In München soll noch nach Überwindung der finanziellen
Probleme des Privatbetreibers das Protonencenter mit Schwerpunkt Prostatakrebs
in diesem Jahr fertig gestellt werden. In Tübingen entsteht von staatlicher Seite ein
weiteres Protonencenter bis 2010, so dass doch nun abzusehen ist, dass die
Protonentherapie in naher Zukunft als Leistung auch von der Halleschen KV
angeboten wird.
Weiter bitte ich Sie einmal den Kostenaufwand der Hormontherapie sich
anzusehen, und wenn ich diese weiter geführt hätte, wären in 2 – 3 Jahren die
Kosten meiner Protonentherapie erreicht worden, und die Kosten würden sich
weiter fortsetzen. Bei mir war die Protonentherapie nach dem jetzigen Stand ein
voller Erfolg. Der PSA-Wert ist bei 0,05, ich habe durch die Protonentherapie keine
unerwünschten Nebenwirkungen, und ich fühle mich sehr gut und geheilt.
Ich bitte Sie deshalb noch einmal höflich, Ihre Entscheidung zu überprüfen.
Mit freundlichen Grüßen
Knut Krüger
Die Hallesche KV teilte mir dann mit, dass sie auf Kulanz die Kosten der
Protonentherapie in Loma Linda übernimmt, wenn ich ihr bestätige, dass ich
auf den Rechtsanspruch zur Kostenerstattung verzichte und dass weiter mit
der Übernahme der Therapiekosten dann alle Kosten der Protonentherapie
abgegolten sind. Ich habe meine Zustimmung zu diesem
Kompromissvorschlag gegeben. Die KV hat die Kosten der Protonentherapie
mit 45000 US$ übernommen, und ich habe die Flug- und Aufenthaltskosten
in USA getragen.
Bei meinen Verhandlungen mit der KV habe ich dann erfahren, dass es
keinen Rechtsanspruch- auch für die privat Versicherten- für die
Protonentherapie in USA gibt. Dies hatte mir auch gleich zu Beginn meine
Anwältin erläutert. Der Versicherte muss deshalb versuchen, die
Kostenübernahme auf dem Kulanzweg zu erreichen, und meine Empfehlung
ist, überzeugende Gründe für die Protonentherapie bezogen auf die eigene
Situation zusammen zu tragen, um die KV argumentativ von den Vorteilen
dieser Therapieform auch mit Blick auf die Folgekosten anderer
Therapieformen zu überzeugen. Dazu gehört natürlich auch die
Unterstützung und Befürwortung durch den behandelnden Urologen.
Anwaltliche Hilfe ist also keine Garantie bzw. Voraussetzung, um die KV von
der Notwendigkeit und Vorteil der Protonentherapie zu überzeugen, und
meiner Meinung nach ist mehr die Eigeninitiative gefragt, diesen Prozess für
sich positiv zu entscheiden.